pte20080502017 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

Barrierefreiheit nützt auch dem mobilen Web

Darstellung und Mausnavigation als geteilte Problembereiche


Shadi Abou-Zahra: Barrierefreies und mobiles Web nutzen ähnliche Ansätze (Foto: w3.org)
Shadi Abou-Zahra: Barrierefreies und mobiles Web nutzen ähnliche Ansätze (Foto: w3.org)

Sophia-Antipolis/Wien (pte017/02.05.2008/12:45) Das World Wide Web Consortium (W3C) http://www.w3.org hat in dieser Woche eine Empfehlung für verbesserte Standards für barrierefreie Webgestaltung veröffentlicht. "Die WCAG sind für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gedacht", erklärt Shadi Abou-Zahra von der W3C Web Accessibility Iniative im Gespräch mit pressetext. Vorteile können Accessibility-Technologien aber sehr vielen Anwender bringen. "Wenn es eine Rampe statt Stufen gibt, profitieren davon viele Leute", macht Abou-Zahra einen realweltlichen Vergleich. Dazu würden neben Senioren besonders Nutzer des mobilen Webs zählen. Die Entwicklungsziele für Barrierefreiheit und mobiles Web seien sehr ähnlich, so das W3C. Die vorgestellten Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.0 sollen jetzt getestet und im Laufe des Jahres finalisiert werden.

"Senioren profitieren auf jeden Fall", meint Abou-Zahra. Von Seiten des W3C werde in einem Projekt ganz explizit untersucht, welche Überlappungen und Unterschiede es zwischen den Bedürfnissen dieser Gruppe und behinderten Nutzern gibt. Eine einfache Möglichkeit zum Anpassen von Schriftarten ist ein typisches Beispiel einer Technik, die sowohl Sehbehinderten als auch Senioren nützt. Doch auch im mobilen Web ist genau das von Bedeutung. "Ob ich eine Schriftart anpassen muss, weil ich schlecht sehe oder einen kleinen Bildschirm habe, ist ein ähnliches Problem", erklärt Abou-Zahra. Auch Einstellungen für Farbkontraste seien ein Bereich, wo das wachsende mobile Web bei der Accessibility borgen könne. Die Textalternativen zu Bildern, die für Blinde unerlässlich sind, seien ebenfalls von Vorteil für mobile Webnutzer - einfach, um Bandbreite und damit Kosten sparen zu können. Ein weiteres Beispiel des W3C für einer Barriere, die Behinderte ebenso treffen kann wie User, die mobil auf das Web zugreifen, ist die Notwendigkeit einer Mausnavigation.

"Die Richtlinien beschreiben die Interaktion zwischen Nutzern und Webseite", beschreibt Abou-Zahra. Die Zielgruppe, der mit den WCAG primär geholfen werden soll, alle Arten von Menschen mit allen Arten von Behinderungen - ob Sinnesdefizite, physische Einschränkungen, die etwa den Umgang mit normalen Eingabegeräten erschweren oder Personen mit kognitiven Schwierigkeiten. "Es ist ein verbreiteter Irrglaube von Webseitenbetreibern, dass sie kaum behinderte Nutzer haben", warnt Abou-Zahra. Selbst wo es zuträfe, würde es es wie in der realen Welt meist eher an existierenden Barrieren denn mangelndem Interesse liegen. Geschätzte 20 Prozent der Bevölkerung hätten irgendeine Form von Behinderung. Der Experte verweist weiters auf eine von Microsoft beauftragte Forrester-Research-Studie, die im Jahr 2003 aufgezeigt hat, dass etwa zwei Drittel der Computernutzer in den USA von Accessibility-Technologien profitieren würden.

Die WCAG 2.0 sollen für eine noch barrierefreiere Gestaltung des Webs sorgen. Bis 30. Juni 2008 wird um Feedback zu Erfahrungen mit der Umsetzung des Entwurfs gebeten. "Es soll gezeigt werden, dass der Standard wirklich implementiert werden kann", erklärt Abou-Zahra. Was sich in der praktischen Umsetzung als besonders problematisch erweist, könne in die finalen Fassung der WCAG 2.0 als Empfehlung statt notwendiges Kriterium einfließen. Die endgültige Version soll noch in diesem Jahr veröffentlicht werden.

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