pte20080122046 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Blutbad der Aktienmärkte verhindert: Fed senkt Leitzins

Analysten befürworten Schritt, warnen jedoch vor Euphorie


Börsen atmen weltweit auf (Foto: pixelio.de)
Börsen atmen weltweit auf (Foto: pixelio.de)

Washington/Brüssel/Kaarst (pte046/22.01.2008/17:10) Die US-Notenbank Fed senkt unerwartet stark den Leitzins um 75 Basispunkte auf 3,5 Prozent und will damit aktiv einer möglichen Rezessionsgefahr entgegnen. Obwohl Analysten nach dem gestrigen Börsen-Krach von ersten Anzeichen einer Rezession sprechen, sehen die EU-Finanzminister das wirtschaftliche Fundament der Euro-Region als solide. So sei die Lage an den Börsen als "irrationale Reaktion" zu bewerten, die einem Herdentrieb folge und nicht unmittelbar zu einem internationalen Crash führt, meint etwa der luxemburgische Premier- und Finanzminister Jean-Claude Juncker.

"Ich wäre vorsichtig, von einem Börsen-Crash auszugehen, schließlich ist das Einspringen der US-Notenbank Fed das richtige Signal, das zudem schon lange überfällig gewesen ist", meint Jörg Urlaub, Alleinvorstand des deutschen Finanzdienstleisters Incam http://www.incam.de , auf Nachfrage von pressetext. Unerwartet deutlich senkte die Behörde nach den starken Verlusten an den Aktienmärkten den Leitzins, worauf die Märkte ins Plus drehten. Begründet wurde der Schritt mit schwächeren Aussichten für die Wirtschaft und zunehmenden Wachstumsrisiken. Im Vorfeld rechneten Finanzexperten mit einer Senkung des Leitzinses jedoch erst in der nächsten Sitzung der Währungshüter am 30. Januar.

Bereits am Freitag äußerte sich Fed-Chef Ben Bernanke angesichts der angespannten Situation besorgt: "Wir stehen bereit, substanzielle zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um das Wachstum zu stützen und eine angemessene Absicherung gegen Abwärtsrisiken zu liefern." Dass es bei dieser einen Senkung bleibe, schloss Bernanke hingegen indirekt aus und verwies auf die Notwendigkeit zusätzlicher Lockerungen. Die aktuelle Leitzinssenkung reiht sich ein in eine Fülle von Maßnahmen, die seit September 2007 durchgeführt wurden, um eine Krise abzuwenden. Als positives Signal tendierten die Aktienmärkte deutlich fester, mussten aber den Großteil der Gewinne wieder abgeben.

Nachdem der DAX gestern um satte sieben Prozent ins Minus rutschte, erholte sich der Index heute, Dienstag, angesichts der Fed-Entscheidung merklich. Der DAX sprang zuerst auf 6.837 Punkte, fiel dann aber wieder auf 6.640 Punkte zurück. Dennoch raten Aktienstrategien von einem allzu verfrühten Optimismus ab, da erst mittelfristig mit einer Entspannung zu rechnen sei. "Der Markt hat diese Zinssenkung gewollt, aber ich zweifle daran, ob das die zugrunde liegenden Probleme löst", zitiert die Financial Times Deutschland den Commerzbank-Währungsanalysten Carsten Fritsch. Die Maßnahmen der Fed stehen jedoch im Gegensatz zur Bereitschaft der Europäischen Zentralbank, den Leitzins aufgrund von Inflationsängsten zu verändern. Sie ließ ihren Leitzins auf der letzten Sitzung bei 4,0 Prozent.

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