pte20090316017 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Klimapolitik muss Artenvielfalt berücksichtigen

Sieben Empfehlungen für die Kopenhagener UN-Klimakonferenz


Mehrere Tiere- und Pflanzenarten sind durch den Klimawandel bedroht (Foto: pixelio.de/Kaute)
Mehrere Tiere- und Pflanzenarten sind durch den Klimawandel bedroht (Foto: pixelio.de/Kaute)

Halle (pte017/16.03.2009/10:45) Welche Folgewirkungen der Klimawandel für die Umwelt hat, fasste die Internationale Klimakonferenz im dänischen Aarhus zusammen. Als Vorbereitung auf die große UN-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember erörterten Experten vieler Fachgebiete den bisherigen Stand der Erkenntnis und formulierten sieben Empfehlungen für Strategien zur Verminderung des Klimawandels und einer notwendigen Anpassung. Experten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung http://www.ufz.de richteten in ihren Beiträgen die Aufmerksamkeit auf die Aufrechterhaltung der biologischen Vielfalt. Diese stehe derzeit durch intensive Landnutzung, Invasionen und Verschmutzungen unter starkem Druck. Das würde gemeinsam mit der Klimaerwärmung dazu beitragen, dass heute bereits jede vierte Säugetierart vom Aussterben bedroht ist.

"Viele Tiere und Pflanzen wandern mit der Erwärmung Richtung Norden oder in höhere Regionen, wo dies möglich ist. Das kann ihnen jedoch nur gelingen, wenn sie über Lebensräume für diese Wanderung verfügen", so UFZ-Biologe Josef Settele im pressetext-Interview. Solche Lebensräume seien Wiesen- oder Waldflächen oder andere Natur- und Schutzräume. Stehen diese nicht ausreichend zur Verfügung, stehe die Existenz vieler Arten am Spiel, was auch für den Menschen langfristig drastische Auswirkungen habe. Denn er könnte in einer geänderten Umwelt auf eine Vielzahl von Arten besonders angewiesen sein, denen heute wenig Bedeutung beigemessen wird, so Settele. "Der Wegfall der Bestäubungsleistung durch Insekten würde etwa die Nahrungsmittelproduktion vor große Probleme stellen. Heil- und Nutzpflanzen sind für die medizinischen Versorgung sehr wichtig. Auch etwa die technische Entwicklung kommt immer wieder auf die genaue Analyse von Strukturen und Mechanismen aus der Natur zurück", verdeutlicht der Insektenspezialist.

Die Versammlung der Wissenschaftler empfahl der Kopenhagener UN-Konferenz, alle Teile der Gesellschaft in Klimalösungen einzubinden und zusätzliche Anreize für die Beteiligung der Bürger schaffen. Biodiversität brauche einen Fixplatz in den Bemühungen zur Vermeidung des Klimawandels und dessen Anpassung. Die Agrarproduktivität müsse erhöht werden, um den Verbrauch von Wasser und Land zu reduzieren, sowie auch spezielle nachhaltige Lösungen für die Anrainerbevölkerung der Arktis erforderlich seien. Die Schaffung einer neuen Kohlenstoffwährung würde Anreize für die Entwicklung neuer Technologien ohne fossile Brennstoffe erhöhen. Eine glorreiche Zukunft prognostizierte man schließlich der Nanotechnologie. "Sie wird zur nächsten industriellen Revolution führen und technologische Durchbrüche in der Entwicklung nachhaltiger Energielösungen anbieten", so die Konferenzteilnehmer.

Settele betont die große Bedeutung der anstehenden Kopenhagener Klimakonferenz. "Das Kyoto-Protokoll ist ausgelaufen und eine Fortschreibung durch die Staatengemeinschaft ist fällig." Es brauche vermehrte Anstrengungen, auch wenn durch die Weltwirtschaftskrise finanzielle Ressourcen abhanden gekommen seien. Mittlerweile habe man zur Kenntnis genommen, dass eine Klimaänderung unausweichlich ist. "Verminderung und Anpassung stehen heute im Zentrum. Je mehr man die negativen Folgen des Klimawandels abschwächen kann, desto eher ist eine Anpassung möglich", so Settele gegenüber pressetext.

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